Das mittelalterliche Bergdorf, das in der Nähe von Agropoli im nördlichen Cilento liegt, ist geprägt durch seine prunkvollen Adelspaläste aus dem 17. Und 18. Jahrhundert. Seine engen kopfsteingepflasterten Gassen in der Altstadt versetzen den Besucher zurück in eine vergessene Zeit. Herrliche Sandsteinbauten mit Rundbögen und künstlerischen Verzierungen zeichnen das Bild des idyllischen Bergdorfes. Giugnano ist ein Vorzeigeort für die Ursprünglichkeit und Tradition im Cilento und wurde dadurch in die Liste des UNESCO aufgenommen. Seine direkte Verbindungsstraße zu Paestum und dem Hinterland des Nationalparks, sowie seine günstige Lage machten Giungano im 17. Jahrhundert zu einem einflussreichen und wichtigen Punkt. Bekannt ist die Ortschaft auf dem Felsen heutzutage für sein Fest „antica pizza cilentana“, welches zweimal im Jahr stattfindet und etliche Besucher anzieht. Ansonsten verirren sich eher selten Touristen in die verschlafene Ortschaft, dessen Besichtigung ein wahrer Geheimtipp ist.
Etwa im Jahr 1000 wurde Giungano gegründet, als die Küstenregion durch ständige Piratenüberfälle und die Ausbreitung von Malaria zu gefährlich wurde. Es entstand in Anlehnung an den sicheren Felsen ein Fluchtort in 300 m Höhe, von wo aus man die Region von Paestum gut überblicken konnte. Die Fundstücke aus diese Zeit herbergt heute das Museum der Ausgrabungen von Paestum. Der ursprüngliche Name „Lungano“ leitet sich von den "iuncus" ab.
Im Mittelalter wurde das Giungano mit seinen beeindruckenden Adelspalästen erbaut, welche noch heute sehr gut erhalten sind. Zwischen dem 16. Und dem 18. Jahrhundert entstanden Bauten, wie der „Palazzo Ducale“ in der „Piazza Vittorio Veneto“ und der schöne “Palazzo Picilli”. Die mächtigen Oberhaupte “Garofalo”( wessen Familie den Palazzo Ducale konstruieren ließ) und “Doria” hielten bis ins Jahr 1806 den Feudalismus in Giungano aufrecht.
Heute zählt Giungano gut 1.200 Einwohner. Obwohl es nur 70 km von der modernen Stadt Salerno und 10 km von der Küste Paestum und Agropoli entfernt ist, hat es den Aspekt eines mittelalterlichen Bergdorfes aus einer längst vergessenen Zeit, fernab der Modernisierung. Die Altstadt wird von dem „Monte Cantenna“ dominiert und ist reich an antiken Villen und Herrenhäusern. Eine weitere Sehenswürdigkeit ist die Kirche „Santa Maria Assunta“ mit ihrem achteckigem Glockenturm aus dem 15. Jahrhundert am Ortseingang. In Ihrem Inneren beherbergt die Kirche eine hölzerne Statue der heiligen „Assunta“, welche über das Dorf Giungano wacht. Man sagt, dass diese aus der Zeit des Falles des römischen Reiches stammt. Schön ist auch das Benediktinerkloster aus dem 12. Jahrhundert, das etwas Außerhalb des Ortes liegt.
Der Ausblick von diesem romantischen Ort führt über die schöne mediterrane Vegetation bis an die Küste. Ein Traum für Naturliebhaber und Wanderer. Erst kürzlich wurde eine neue interessante Wanderroute in dieser Region erschlossen, die von Giungano in den Nachbarort Trentinara mit einer der schönsten Panoramaterrassen des Cilentos führt. Auf dieser Wanderung passiert man die „Gola di Tremonti“, die einen optimalen Ausblick auf die Wasserfälle am „monte Cantenna“ schenkt, welche über 50m in die Tiefe fallen. Und genau dort befindet sich der bekannte "Tempio degli Innamorati"mit der antiken Brücke "il Ponte del Diavolo". Stromabwärts vom Fluß „Tremonti“ entdeckt man viele Höhlen, welche in der Altsteinzeit bewohnt worden waren. Der Name dieses Gewässers leitet sich von den 3 Bergen „Cantenna“, „Monte Sottano“ und „Monte Soprano“, die hier aufeinandertreffen ab. Die beeindruckende Schlucht war 71 v. Chr. Schauplatz des Sklavenkrieges zwischen „Spartacus“ und der römischen Armee. Man fand in dieser Ebene 6 römische Gräber und diverse Ton- und Eisengegenstände. In Anlehnung an dieses Ereignis organisiert Giungano in den Sommermonaten finden Theatervorführungen unter freiem Himmel zu Ehren des Sklaven „Spartacus“.
Der Adelspalast „Palazzo Picilli“ befindet sich am Eingang des historischen Altstadtkerns von Giungano und wurde am Felsen erbaut. Die Struktur aus dem 18. Jahrhundert spiegelt die typische Architektur seiner Zeit wieder. Aufgeteilt in mehrere Elemente, das Hauptgebäude stellt den pompösen Wohnbereich dar und ist direkt mit der „Piazza Marconi“ verbunden. Ein weiteres Tor führt zu den ehemaligen Werkstätten, dem kommerziellen Teil des Palastes. Das Erdgeschoß mit seiner großen Empfangshalle, geschmückt mit einer herrlichen Gewölbedecke lässt annehmen, dass dieses Teil der Öffentlichkeit zur Verfügung stand. Eine mächtige Treppe im Vanvitelli Stil bietet Zugang zu den oberen Stockwerken. Sie trennt die zwei Körper von einander, wie eine Wand zwischen Adelsresidenz und Fabrik. Alle 4 Etagen des Palastes sind pompös verziert im typischen Stil der Epoche. An das Gebäude schließt ein herrlicher privater Park an.
Gegenüber der Kirche „Santa Maria Assunta“, in einer kleinen Piazza der Altstadt von Giungano dominiert ein wahres architektonische Schmuckstück. Die antike Eingangstür aus Holz führt in den Innenhof des prunkvollen „Palazzo Stromilli“. Mit dekorativen Blumen und Tieren in Stein gemeiselt schmückt sich die gesamte Fassade. Erbaut im 16. Jahrhundert im typischen Stil des hohen Adels im Cilento zu seiner Zeit. Die verspielte architektonische Struktur steht für die Offenheit im sozialen Umfeld und das große Interesse an künstlerischen und geistigen Aktivitäten seiner Bewohner. Die Familie „Stromilli“ stammte aus Gorga und nutzte den Palast als ihre Sommerresidenz. Nach Ihrem Sohn „Alfonso“ wurde später eine Schule in Giungano benannt. Der Reichtum spiegelt sich im Inneren des Herrenhauses und der Einrichtung wieder. Eine Steintreppe führt in das erste Stockwerk, wo sich auf einer Fläche von 400 qm der Wohnbereich befindet. Geziert von antiken Silberspiegeln, Gemälden und mächtigen Kronleuchtern. Zu Ehren eines Piloten aus Giungano, der im zweiten Weltkrieg nicht zurückkehrte, wurde ein Raum mit Fotografien, Diplomen und Zertifikaten, sowie exotischen Objekte aus fernen Welten eingerichtet.
In der Nähe des Bergdorfes Giungano fand eine wichtige Schlacht im Jahr 71 v. Chr. statt. Im sogenannten "Sklavenkrieg" kämpfte "Spartacus" gegen die römische Armee. Jedes Jahr finden in den Gärten und Terrassen des Benediktinerkloster Theatervorführungen zu seinem Ehren unter freiem Himmel statt.
Im August verwandelt sich der sonst so ruhige Ort in ein belebtes Zentrum. Zu Ehren der antiken cilentanischen Pizza reisen etliche Besucher an. In optimaler Kulisse in den Straßen der Altstadt, eröffnen die Bewohner von Giungano ihre Garagen und bieten traditionelle Hausmannskost an. Selbstverständlich fehlt es nicht an abwechslungsreichen Unterhaltungsprogramm, für die richtige Atmosphäre sorgen cilentanische Bands, für die in der Piazza eine große Bühne aufgebaut wird. Zudem ziehen durch die mittelalterlichen Gassen Straßenkünstler. Am Ende der Piazza wird ein kleiner Markt aufgebaut, wo regionale Spezialitäten zum Verkauf angeboten werden. Dieses Fest findet ebenso im Winter statt. Sehr schön ist auch der weihnachtliche Wintermarkt in Giungano und die Theateraufführungen in den Terrassen des Klosters in den Sommermonaten.